/ Februar 23, 2018


Bewegt man sich von Hemmerden nach Busch, so fällt kurz vor Busch am Abzweig nach Heckhausen ein Wäldchen auf, dessen Existenz zunächst ungewöhnlich scheint, ist es doch von Feldern umgeben. Dies war der Platz, an dem einst der Hof Kaulhausen stand.

Der Lehnshof war ursprünglich den Wevelinghovenern lehnspflichtig, danach waren die Dycker die Lehnsherren. Zuerst erwähnt ist 1352 Franko von der Kulen (vielleicht war er ja bereits Mitglied der damals unlängst gegründeten Bruderschaft?), der mit einem Adler auf schindelbedecktem Feld siegelte, wie man es sich vorstellen kann zeigt das Bild. Fast 100 Jahre ist nichts bekannt, dann tritt Gerit von Kulhusen 1440 und 48 hervor sowie im Jahr der Entdeckung Amerikas 1492 Engelbrecht und Wilhelm von Kulhuisen. Letzerer wird urkundlich erwähnt, da er den Hof verkaufte, und zwar am 3.2.1501 an Albrecht Hucking von Mülfort, der aber seinerseits den Hof wieder weitergab.

Neuer Besitzer war Baumeister. Und damit nahm das spätmittelalterliche Drama seinen Lauf, denn die Baumeister-Familie geriet – das war wohl nicht anders als heutzutage – in einen Erbstreit. So stritten 1565 Albert, Baumeister in Aldenhoven und seine zwei Schwestern und zwei Brüder um das Erbe. Die Schwierigkeit war dabei nämlich, dass die Teilung des Hofs nicht gestattet war. Am 2. November fand sich dann die Lösung: Albert von Löwing – es scheint sich um den Schwager des anderen Alberts zu handeln – übernimmt den Hof und zahlt die anderen Erben aus.

Ab dem 17. Jahrhundert ist die Familie von Märcken mehr als hundert Jahre lang im Besitz des Hofes, auch nicht ohne Schwierigkeiten: So zog 1637 der Graf Salm von Dyck die kompletten Einkünfte aufgrund eine Streits um Gierather Gebiete ein, dies wurde aber durch eine Zahlung von 100 Dukaten geklärt. 1649 musste Ignatius von Märcken die Einnahmen ebenfalls abgeben, nun aber an seinen Schwiegervater, bei dem er Schulden hatte.

Aus dieser Zeit ist übrigens auch überliefert, dass zum Hof 503/4 Morgen Land gehören, also gut zwölf Hektar. Und auch 1725 ging es ähnlich weiter: Das Nikolauskloster hatte den Hof erworben, musste aber die Kosten für einen Prozess mit den von Märckens zahlen, der zwölf Jahre dauerte. Danach scheint es in eine ruhige Zeit zu gehen, die Familie Strerath sind die Pächter des Hofes, bis Napoleon die Rheinlande überrollt.  Und dieser enteignet ja die Kirchengüter, womit auch Kaulhausen als Klosterbesitz 1802 eingezogen wird. Allerdings kauft Graf Josef zu Salm-Dyck bereits Anfang 1807 den Hof in heimischen Besitz zurück.

Letztmalig verkauft wurde Kaulhausen am 13.12.1867 „auf Abbruch“, der maroden Gebäude wegen. So wurde das Hofgelände von Johann Theodor Cremer geebnet, die Teiche verfüllt und die hunderte Jahre alte Geschichte des Kaulhauser Hofes war beendet. Heute fällt das Gelände, das eigentlich ein Ruheplatz für Wanderer oder Radwanderer ist, oft durch wilde Müllkippen auf. Welch tristes Ende für einen so geschichtsträchtigen Ort! Wer das nächste Mal dort vorbeikommt sollte sich den  großen, alten, geschäftigen, belebten Hof vorstellen mit seinem anschließenden Hofgarten, mit in ihm umhertollenden Kinder der Bewohner und Pächter des Hofes Kaulhausen im Lande Dyck.

– Markus Deuß –

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