Noch gerade im Jahr 1990, am 2. November – des runden Gründungsjahres wegen – fanden sich sieben Hemmerder Jungs zusammen, um das Regiment der St.- Sebastianus- Schützenbruderschaft um einen neuen Zug zu erweitern. Sie waren sich schnell sicher, dass es einen Grenadierzug geben sollte. Länger dauerte es, bis ein Name gefunden wurde. Die Mitglieder hatten festgestellt, dass sich doch Züge in anderen Orten einfach nach ihren Flüssen benennen konnten. So kam man auf das Bächlein, das einst durch Hemmerden floss, auch wenn es doch im Wesentlichen Unrat abtransportierte.

Dies war übrigens ein gefundenes Fressen für den Jägerzug „St. Hubertus“, mit dem, da sich zwei Väter und weitere Verwandte von Zuggründern darin befanden, oft zusammengefeiert wurde. Seit Zuggründung der „Sood- Jungs“ warteten die Jäger darauf, die Frischlinge mit „Sood- Wasser“ zu taufen. So kam es 1992 zu einer buchstäblichen Schlammschlacht auf der Goldregenstraße.

Zwischenzeitlich gibt es „Sood- Wasser“ nur noch als Getränk mit Lakritz auf Zugveranstaltungen. Ihre „Herkunft“ aus dem Abwasserkanal nehmen die Jungs nicht nur dort mit Humor, ihre Jubiläumsfackel zeigte auch eine übergroße Kanalratte.

Aktuell besteht die Zuggemeinschaft aus neun Mitgliedern, wobei von den Gründungsmitgliedern noch Markus Deuß, Norman Grolms, Sascha Grolms und Uwe Werres aktiv, Stefan Meiß dabei sind. Die weiteren Mitglieder sind Andreas Gärtner, Eike Johst, Daniel Joller, Torsten Urban und Christopher Woods.

Vom ersten Einsatz an der Kasse des (damals noch existenten) Grenadierballs haben sich alle „Sood- Jungs“ immer wieder rege am Bruderschaftsleben beteiligt. So stellen sie zurzeit den Vorsitzenden und den 2. Kassierer der Bruderschaft, ein Grenadiermajor, -adjutant, ein Tellschützenbetreuer und zwei Hauptleutesprecher entstammten außerdem ihren Reihen. Doch ein Amt fehlte dem Verein noch: Es fand zunächst kein Mitglied erfolgreich den Weg zur Königsvogel- Stange. Dies änderte sich im Jubiläumsjahr, als Daniel Joller seinen großen Traum erfüllte und das hölzerne Federvieh von der Stange holte. Zusammen mit seiner Königin Nadine regieren sie im „langen Jahr“ von Oktober 2015 bis Juli 2017 die Hemmerder Schützen.

Sehr aktiv zeigte sich der Grenadierzug im Fackelbau, zunächst mit kreativen Handfackeln, dann mit Mini- Großfackeln zum Superwahljahr 1994, die dank kleiner Plastikräder einen gehörigen Lärm verursachten. Nach einer kurzen Ausbildung beim Jägerzug „St. Hubertus“ begann man dann anfänglich zusammen mit dem Grenadierzug „Lustige Brüder“ mit zwei Großfackeln im Jahr 1997 und 1999. Hier erinnert sich der eine oder andere vielleicht noch an die Fackel mit dem Oberst auf dem Schaukelpferd. Letzteres wurde am Schützenfestdienstag ins Zelt befördert und dort von Oberst Paul Winkelmann selbst zugeritten. Als die „Lustigen Brüder“ schließlich ihr letztes Jahr als Zuggemeinschaft in Hemmerden verbrachten, gab es wieder tierischen Besuch im Zelt: Grenadier- Pinguine hielten eine Abschiedsbotschaft auf der Bühne hoch.

Einen Ausflug machte auch ein drei Meter großer Elefant. Dieser passte zwar nicht ins Zelt, kam aber mit in die Residenz von König Michael Köchner und Königin Jutta, wahrscheinlich der umfangreichste Gast, der je in einer Königsresidenz anwesend war.

Ab dem Jahr 2000 baute der Zug allein. Mit der „Pastorenschleuder“, die den ständigen Personalwechsel in der Pfarre verbildlichte und dem „Hemmerder Hütchenspieler“, der die Wanderbewegung der Geschäfte auf dem Kirchplatz aufs Korn nahm, gelangen in dieser Zeit sogar zwei erste Plätze in der Fackelbewertung.

Vor sechs Jahren schließlich wurde eine Fackelbaugemeinschaft mit dem Grenadierzug „Frisch Auf“ gebildet, die mit der Fackel „Bob, der Baumeister“, welcher das Schützenfest umbaute, auch nochmal einen ersten Platz erreichte. Aufgrund der immer schwereren Bedingungen bildeten die beiden Jubiläumsfackeln „40 Jahre Grenadierzug Frisch Auf“ und „25 Jahre Grenadierzug Sood- Jungs“ den Abschluss der langen Fackelbautätigkeit.

Die Sood-Jungs mit ihrem ersten Königspaar Daniel und Nadine Joller

In Erinnerung bleibt aber natürlich vor allem die erste, allein gebaute Fackel: Als ein passives Mitglied, aktiv in oben erwähntem Jägerzug, den Sood- Jungs eine gut gefüllte Werkzeugtasche schenkte, um sie zum Fackelbau anzuregen, kam die Idee auf, eine kleine Fackel zu bauen. Wenige Bier weiter war man sich klar, dass es praktischer sei, dass Fackelgestell aus der Zusammenarbeit mit den „Lustigen Brüdern“ zu verwenden, um kein kleines Gestell extra bauen zu müssen. Das Resultat war die erste eigene Großfackel.

Eine langjährige Zugfreundschaft verbindet die Jubilare mit den „Sebastianus-Schützen“ aus Oekoven. Wie lange genau sie besteht, darüber ist man sich beiderseits unklar, einigen wir uns auf „seit Menschengedenken“. Während die Hemmerder jährlich in Oekoven mitmarschieren, war dies den Oekovenern umgekehrt zunächst nur beim Jubiläum der Hemmerder Bruderschaft 1999 vergönnt, dessen Umzug dann auch noch halb ins Wasser fiel. Nach einer Regeländerung der Bruderschaft freuten sich die Sood- Jungs über ihren Besuch zum 25jährigen im letzten Jahr und sind froh, dass sie auch als Gastzug des Königs mitmarschieren durften.

In den ersten Jahren verstärkten die Sood- Jungs außerdem den Kirmesverein „Alt Elsen“ beim Klompenzug in Elsen. Üblicherweise nahm der Grenadierzug auch jeden auswärtigen Schützenfesttermin der Bruderschaft mit wahr, was sogar dem Diözesanpräses auffiel und seitens Reinhold Steinröder zu einer Belobigung einschließlich Spende führte. Schützenfeste, Bezirkskönigsehrenabende, Bezirksjungschützentage und Bundesköniginnentage gab es praktisch nicht ohne die Sood- Jungs.

Highlights neben den Tages- und Wochenendausflügen waren für die Mitglieder aber auch die längeren Fahrten. So führte die Fahrt zum fünfjährigen Geburtstag nach Budapest, zum zehnjährigen nach München zum Oktoberfest , zum 15jährigen nach Istanbul und zum 20jährigen zu „Rock am Ring“. Die Jubiläumstour steht aufgrund des Königsjahres noch aus.

Aber auch die jährlichen Zugtermine, wie der Zugvogelschuss und Königsehrenabend begeistern. Letzterer wird immer durch ein aufwändig präsentiertes, meist nutzloses Geschenk an den König getragen, wobei es gerne auch einmal zu Gesangseinlagen kommt. Zum 20jährigen Geburtstag gab es sogar ein Musical.

Die „Sood- Jungs“ fühlen sich auch nach 25 Jahren immer noch pudelwohl in ihrer Bruderschaft und mit ihren Zügen, wie auch an den gemeinsamen Schützenfestdienstagen oder Fischessensveranstaltungen mit dem Pionierzug, dem Jägerzug „Scheibenschützen“ oder dem Jägerzug „St. Hubertus“, den Fackel- Fußball- Abenden mit dem Jägerzug „Germania“ und vielem mehr zu erkennen ist.

Und so hofft der Grenadierzug nach einem Vierteljahrhundert das zu bleiben, was er laut Ferdi Werres bei seiner Rede als Grenadiermajor zum zehnjährigen Geburtstag des Zug ist: „Eine der fünf Eckpfeiler unseres großen Grenadiercorps!“