Hemmerden im Juni 1949
Festbericht der 600 Jahrfeier in den Tagen des 18. 19. 20. und 21. Juni
Als am St. Sebastianustage bei der Generalversammlung [der] Punkt „600Jahrfeier“ verhandelt wurde, beschloss die Generalversammlung einstimmig, dieselbe recht würdig zu feiern. Der Vorstand wurde mit den Vorbereitungen beauftragt. In einer Vorstands- und Comiteesitzung wurde ein Festausschuss gebildet, bestehend aus den Vertretern der geistlichen und weltlichen Behörde, und zwar Gemeinderat, Kirchenvorstand, den ehemaligen noch lebenden Schützenkönigen, dem Goldjubilar und noch sonst Persönlichkeiten aus dem Orte. Außerdem wurden noch 14 Ehren-Jungfern bestellt als Vertreter der Frauen und Jungfrauen der Gemeinde, die Ehren-Jungfern hielten eine Sammlung und stifteten der Bruderschaft eine Fahnenschleife, die von den Benediktinerinnen am Kloster Kreitz angefertigt wurde. [Der] Vorstand beschloss 20 auswärtige Bruderschaften einzuladen, wovon sich 16 beteiligten, darunter auch die Meister-Scheiben-Schützen-Gesellschaft.
Außerdem wurden geistliche Herrn eingeladen, die teils in der Gemeinde geboren sind, oder deren Vorfahren einst in der Bruderschaft führend waren, und zwar: Studienrat Dr. Bremer, Pfarrer Hein. Kreuzberg, Pfarrer Herrm. Hexges, Kaplan Hoppe und Kaplan Hermes, um bei der kirchlichen Feier am Festsonntag mitzuwirken. Als Ehrengäste wurden eingeladen: der Generalpräses der Erzbruderschaft, Fürst Salm-Reiferscheidt, Landrat Dr. Gilles und Bundesmeister Hein. Heinen. Pfarrer Wilms, mit dem die Vorbereitungen recht zeitig besprochen worden waren, bejahte dieselben sofort. In gemeinsamer Arbeit wurden alle Vorbereitungen glänzend erledigt. Festleiter war der Königsadjutant Wilh. Lorenz. Leider waren uns aber Büchsenschall und Bollertöne versagt. Es wurden Festkarten zum Preise von 5 M ausgegeben im Voraus, die schon einen schönen Beitrag zur Deckung der Unkosten lieferten. Auch wurden von verschiedenen Gönnern 180 DM gestiftet. Es wurden 9 berittene Herolde bestellt und eine neue Standarte zur Jubiläumsfeier angeschafft. Willy Faßbender wurde Standartenträger und erfüllte in vorbildlicher Weise an den Jubiläumstagen begleitet von den berittenen Herolden seine Aufgabe. Die Vorbereitungen nahmen einen friedlichen Verlauf.
Den neuen König musste die Bruderschaft in einer Generalversammlung am Pfingstsonntag küren. Herr Ferdinand Preckel übernahm im Interesse des Festes die Königswürde. König Gerhard Kleinermann beteiligte sich in gebührender Weise an den Festvorbereitungen, Am Fronleichnamstage, 3 Tage vor dem Jubelfest, zog die Bruderschaft fast vollzählig mit ihren Fahnen und Bannern mit der Fronleichnamsprozession, um so wieder Gott dem Herrn die Ehre zu geben. Am Samstagnachmittag gegen 4 Uhr prangte das Dorf in herrlichem Festesschmuck. Abends um 7 1/2 Uhr versammelten sich Musik und Tambourkorps die berittenen Herolde, Oberst mit Adjudant, Jägermajor mit Adjudant beritten auf dem Schnitzlerplatz sowie König Gerhard und Vorstand auf dem Schnitzlerplatz. Von dort aus nahm die Eröffnungsfeier Ihren Anfang und zogen durchs ganze Dorf. Jung und Alt war auf den Beinen und auch schon viele auswärtige Besucher. Anschließend fand die Eröffnungsfeier im früheren Saale Werres ihren Fortgang . und Festesstimmung war schon eingezogen. Am Sonntagmorgen war um 5 Uhr großes Wecken und im Dorfe wurde es schon sehr lebendig, die Geistlichkeit die am Festgottesdienst teilnahmen, wurden durch Vorstandsmitglieder per Auto abgeholt. Generalpräses und Landrat kamen mit eigenen Wagen. Die Wagen stellten Karl Goertz, Bäckerei Röberg u. Sassen unentgeltlich zur Verfügung. Im Hause des Herrn Obersten Hein Kremer, versammelten sich um 1/29 Uhr König Gerhard mit seinem Adjutanten, der Vorstand, Festausschuss, Ehrengäste und Ehrenjungfern, unter deren Vorantritt ein wahrer Triumphzug zum Gotteshause zog, das ganze Schützenregiment beteiligte sich an diesem Aufzug. Bis dicht an der Kommunionbank war das Gotteshaus gefüllt ein herrliches Bild war es. Das feierliche Leviten-Hochamt, konnte pünktlich seinen Anfang nehmen. 4 geistliche Herrn am Altare. Auch der Generalpräses Dr. Louis, als Vertreter des Herr Kardinals Frings hatte auf dem […] Platz genommen. Als Herr Pfarrer Kreutzberg, ein Sohn unserer Gemeinde, die Kanzel bestieg, herrschte atemlose Stille im Gotteshause.
In herrlicher Ausführung brachte er seine Predigt zu Gehör, von der Gründung der Bruderschaft, Ihrer Entwicklung bis zum heutigen Tage. Anschließend sprach dann der Geistliche Rat Dr. Louis und überbrachte die Grüße und Wünsche des Herrn Kardinals. Der Pfarrer […]Gohr verschönerte das Festhochamt durch herrlichen Gesang. Der sakramentale Segen beschloss die kirchliche Feier. Nach demselben wurde den Ehrengästen im Pfarrhause ein Frühstück gereicht.
Der Königsadjutant führte am Sonntagmorgen das Schützenregiment zur Parade. Nachdem die Fahnen am Hause des Obersten Kremer abgeholt waren, konnte der Königsadjutant Sr. Majestät König Gerhard und den Ehrengästen das Schützenregiment melden. Unter Vorantritt der Ehren-Jungfern wurde die Front abgeschritten, darauf erfolgte die Aufstellung am Ehrenmal zur Begrüßung und zur Ehrung der Gefallenen, Jubilaren und Überreichung der Fahnen-Schleife. Mit sinnvollen Worten, gedachte der Königsadjutant der Gefallen und Verstorbenen der Bruderschaft. Der Generalpräses der Erzbruderschaft, Dr. Louis, richtete bei dieser Gelegenheit nochmals begeisternde Worten an die Bruderschaft und alle Festteilnehmer. Mit einem schönen Prolog überreicht Fräulein Maria Brand die Fahnenschleife als Geschenk der Frauen und Jungfrauen der Gemeinde. Anschließend wurden die Jubilare herzlichst geehrt. Der Kirchenchor sang noch das Lied „Die Himmel rühmen des ewigen Ehre!“ Ein schnittiger Parademarsch zu Ehren der Geistlichkeit und Ehrengäste beendete die Morgenfeier. Die Geistlichen Herrn nahmen gemeinsam das Mittag Essen bei den Schwestern ein. Kurz war die Mittagspause. Kurz nach 1 Uhr treffen schon die ersten auswärtigen Bruderschaften ein. Jägeradjutant Josef Kremer leitete die Aufstellung des Festzuges auf der Landstraße, Spitze Wirtschaft Schmitz. Kurz nach 3 Uhr konnte Oberst Hein Kremer einen glänzenden Festzug zur Parade führen. Unübersehbare Menschenmassen hatten sich eingefunden um Zeuge zu sein des großen Ereignisses. Mit großer Mühe musste sich der Festzug durch die überfüllten Straßen zwingen. Kaum war es möglich die Front abzuschreiten. Der Vorbeimarsch musste am Hause Doppstadt erfolgen, eine andere Lösung war nicht zu finden. Darauf zog der Festzug in mustergültiger Ordnung durch die Straßen des Ortes. 14 Geistliche Herrn nahmen am Festzug teil, was demselben ein besonders Gepräge gab. Nach Auflösung waren die Lokale und Säle überfüllt und es war beängstigend voll im Dorf. Die Geistlichen Herrn wurden im Hause König Gerhard festlich bewirtet. Die Geistlichen Herrn sprachen sich bei dieser Gelegenheit sehr lobend aus über den herrlichen Festverlauf. Abend herrsche in den Sälen Hochbetrieb. König Gerhard und sein Adjutant begrüßten die Gäste in den Sälen und in schönster Ordnung nahm der Festsonntag sein Ende. Am Montagmorgen vereinigte sich zunächst die Bruderschaft zum gemeinsamen Gottesdienst für die Gefallen und Verstorbenen im Gotteshause wobei auch besonders Pfarrer Hinzen gedacht wurde. Darauf trafen sich Vorstand und Comitee im Lokale Doppstadt (das heutige Hill Billy) Bei dieser Gelegenheit war es erfreulich als der Rendant Andr. Schiffer die Mitteilung macht, dass die Unkosten bereits gedeckt seien. Dann wurden nochmal die Vorbereitungen für nachmittags und abends besprochen. Nachmittags führt der Königsadjutant das Regiment Oberst und Vorstand zur Parade vor. Oberst Kremer wurde bei dieser Gelegenheit besonders geehrt. Darauf […] die große Königsparade für Seine Majestät König Gerhard. Die Schützen gaben Ihr bestes her und ehrten nochmals Ihren scheidenden König Gerhard. Nun hieß die letzten Vorbereitungen der Königskrönung zu besprechen. Punkt 7 Uhr wurde das neue Königspaar in prächtigem Zug an ihrer Wohnung abgeholt und zum Saale Kempinski geleitet. Unübersehbar war die Zahl der Besucher, die Zeuge sein wollten der feierlichen Handlung. Nach Begrüßung und Gedenken der Gefallen gedachte der Königsadjutant der Regierungszeit König Gerhards, der im Interesse der Bruderschaft am Währungstage dem Schicksalstag des deutschen Volkes die Königswürde übernommen hatte. König Gerhard war stets ein Freund und Förderer der Bruderschaft und hatte im Interesse derselben manches persönliches Opfer gebracht und war König im wahren Sinne des Wortes, den wir alle ungern scheiden sehen. Mit einem „Hoch!“ auf die scheidende Majestät nahm seine Regierungszeit ein Ende. Nun wurde feierlichst Herr Ferdinand Preckel mit den Insignien der Würde geschmückt und unterstützt von seiner erlauchten Gemahlin übernahm König Ferdinand die Regierung. In herrlichem Zuge wurde das neue Königspaar durch die Straßen des Ortes geführt.
Bei dieser Gelegenheit wurden dem neuen Königspaar begeisternde Ovationen dargebracht. Ein herrlicher Krönungsball, wobei dasselbe noch seitens der Ehren-Jungfern besonders geehrt wurde, hielten die Teilnehmer bis zum Morgengrauen in schönster Harmonie zusammen. Auch die Abholung des Königspaares war ein wahrer Triumphzug für jeden Krönungsball. Der Dienstag bildete den Abschluss der Festtage. In mustergültiger Ordnung, defilierte das schöne Schützenregiment an König Ferdinand vorbei und brachte dem neuen König eine schneidige Parade dar. Noch einmal zog das Regiment durch die Straßen des Ortes und noch viele Zuschauer hatten sich eingefunden. Abends war dann Schlussfeier im Saale Schmitz und König Ferdinand und Gemahlin wurden nochmals besonders geehrt. Der Königsadjutant sprach dann nochmals über die Bedeutung des Festes. Die Ehren-Jungfern verschönerten nochmals diesen Abend durch Ihre Darbietungen. Nun allen recht herzlichen Dank, die zum Gelingen des Festes beigetragen haben. Ein Jeder hat seine Pflicht getan. Auch der Behörde und den Herrn des Festausschusses Dank für Ihre Teilnahme. Aber ganz besonderen Dank, unserem Rendanten Andr. Schiffer und seinem Stellvertreter für Ihre geleistete Arbeit. Möge nun fernerhin der Geist der Einigkeit herrschen, und unter dem Regime unseres Königs Ferdinands und seiner erlauchten Gemahlin das nächstjährige Schützenfest in seiner alten Herrlichkeit erstrahlen. Die Musik wurde ausgeführt vom Musikverein Jung Kapellen und Tambourkorps „Frisch auf“ Kapellen, die die Festfeier wesentlich verschönerten.
In schönster Harmonie nahm die Jubiläumstage dann Ihr Ende. Die Tage werden der ganzen Gemeinde noch lange in Erinnerung bleiben.
Wilh. Lorenz, Königsadjutant und Geschäftsführer.
Anmerkung: Zur Verbesserung der Lesbarkeit wurde der Text hinsichtlich der Rechtschreibung und Kommasetzung sowie weniger fehlender Wörter bearbeitet und in neue deutsche Rechtschreibung übertragen.
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