/ Juli 5, 2020

Werte Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Schützen,
jedes Jahr um den ersten Sonntag im Juli begehen wir unser Schützenfest. Ein zentraler Punkt dabei ist das Gedenken an die Gefallenen und Toten am Samstag bzw. Montag. In diesem Jahr findet kein Schützenfest statt. Ein Umstand, der uns sehr traurig macht, der aber nicht neu ist. Gerade unsere Kriegsgefallenen weisen uns darauf hin, dass die letzten Schützenfestausfälle bedingt durch den zweiten Weltkrieg waren, dem schlimmsten, der auf deutschem Boden ausgetragen wurde.
Vielleicht mögen auch unsere Schützenbrüder, die verdammt waren an den Fronten in Russland, Afrika, auf See oder wo auch immer, zu kämpfen am Schützenfesttermin (im Juni damals) an ihr Zuhause gedacht haben.
Womöglich war dies ein Tag, wo ihnen ihre Heimat fehlte, ihre Familie und Freunde, mit denen sie sonst zusammengesessen hätten und ihr Fest gefeiert hätten. Schmerzhaft wird ihnen bewusst geworden sein, wie all dies, wie der Alltag und das normale Leben ihnen fehlte. Ein Leben in Frieden, in Sicherheit, ohne täglicher Lebensgefahr ausgesetzt zu sein.
Aber sie mussten nicht nur um ihr eigenes Leben bangen. Ihre Gedanken werden zu ihren Familienmitgliedern, zu Eltern, Ehefrauen und Kindern gegangen sein. Sie werden gebangt haben, ob es ihnen allen gut geht, ob sie leben und gesund sind.
Wir ehren unsere Verstorbenen und Gefallenen

Dies sind Gefühle, die uns in diesem Jahr nicht so fremd sind und dennoch ist unsere Situation grundverschieden, ja wesentlich komfortabler.
Unsere Gefallenen waren Männer und Jungen des Dorfes, ausgesandt von einem menschenverachtenden, diktatorischen System in sinnlose, oft aussichtslose Kämpfe. Ein System, dem sie sich nicht erwehren konnten. Es gab kein „Ich gehe nicht zur Wehrmacht.“ Oder „Ich demonstriere dagegen.“ Oder „Ich klage dagegen.“.
Sie lebten in einem System der Repression und erlebten ständig die eigene Ohnmacht.
Wie anders geht es uns! In Relation nur äußerst kurzzeitig unserer Rechte beraubt, können wir selbst in diesen Zeiten demonstrieren, wir können gegen Maßnahmen klagen und über alle möglichen Wege unsere Meinung kundtun. Selbst, wenn es eine solch widersinnige ist, dass wir in Zeiten wie 1933 lebten und der Staat uns total kontrolliere.
Wir sollten nicht alle Kritik sein lassen, aber uns bescheiden. Bei allen berechtigten Beschwerden, die wir anbringen, lasst uns daran denken, wie viel mehr unsere Schützenbrüder und ihre Familien vor 80 Jahren ertragen mussten. Und machen wir uns klar, dass ein Vergleich ihrer und unserer Situation eine Herabsetzung der Hingabe ihres Lebens wäre.
In dieser Weise rufen sie uns zu: „Freut euch! Ihr seid frei, ihr lebt und lebt in Frieden, ihr habt eure Freunde und Familie!“
Und das sollten wir tun, wir sollten uns freuen, zusammen zu sein, auch, wenn unser Schützenfest nicht stattfindet.
Und wir sollten an unsere Verstorbenen und unsere Gefallenen denken, die all das nicht hatten und auch nie wieder genießen konnten. Wir werden durch klagloses und umsichtiges Verhalten auch ihnen Ehre erweisen, denn es gilt
Ehre, wem Ehre gebührt.
Markus Deuß, 1. Vorsitzender der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Hemmerden von 1349 e.V.

Gefallenenehrung 2020

 

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